Bericht zur Demo “Heimatliebe Brandenburg den Tag versauen” in Eberswalde am 09.02.2019

Am Samstag den 09. Februar 2019 fuhren im Rahmen der Aktion “Brandenburg Calling!” ca. 50 Antifaschist*innen vom gemeinsamen Vortreffpunkt Berlin Gesundbrunnen nach Eberswalde, um die dort stattfindende Demonstration gegen den rechten Aufmarsch des Bündnisses „Heimatliebe Brandenburg“, ein Zusammenschluss unterschiedlicher rechter Gruppen und Personen u.a. der Brandenburger AfD und “Zukunft Heimat” aus Cottbus, zu unterstützen. Zur Demonstration aufgerufen hatten die Parteien SPD, DIE LINKE und DIE GRÜNEN, der DGB, der AstA der Fachhochschule und die Eberswalder Antifa-Gruppe RUMBLE. Die Demonstration startete nach einigen Redebeiträgen um 14:00 Uhr mit ca. 300 Menschen direkt auf dem Bahnhofsvorplatz.

Antifaschistische Demo mit offensivem Ausdruck
Die Stimmung war entschlossen und der Demonstrationszug laut. Unter Parolen wie „Ganz Eberswalde hasst die AfD“ ging es auf der Eisenbahnstraße Richtung Osten bis zum Kirchgang, wo in direkter Sichtweite die Kundgebung des rechten Bündnisses begann. Kurz vor Erreichen der Abschlusskundgebung kreuzte eine Gruppe Rechter mit Deutschlandfahnen die Route der Demo und wurde umgehend mit lauten „Nazischweine!“-Rufen empfangen. Als mehrere entschlossene Antifaschist*innen aus der Demo heraus auf die Nazis zuliefen, verzogen diese sich hektisch in eine Seitenstraße. Die Demo stoppte, bis die Rechten verjagt waren. Die Brandenburger Cops verhielten sich zu diesem Zeitpunkt noch überraschend zurückhaltend. Am Endpunkt der Demonstration angekommen gab es weitere Redebeiträge und zur Stärkung Kuchen, Kaffee und Tee für die Teilnehmer*innen.

Heimatliebe Brandenburg – Diesmal ein Flop!
Der angrenzende Marktplatz war durch zwei Reihen Hamburger Gitter zu einem Nazi-Käfig ausgebaut worden, in dessen Ecken sich zwei kleinere Gruppen Nazis und in der Mitte eine kleine Bühne befand. Schon zu diesem Zeitpunkt war deutlich absehbar, dass die Orga-Crew um den rechten Netzwerker Lars Günther diesmal weit weniger Menschen hatte mobilisieren können als die letzten Male. Bis zum Beginn der Kundgebung wuchs die Zahl der Rechten auf ca. 100 Personen an. Bei vorangegangen Veranstaltungen im August und November 2018 unter dem selben Label waren es noch rund 200 TeilnehmerInnen. Während der Reden von Hans-Christoph Berndt („Zukunft Heimat“), Steffen Kotré (AfD) und Steffen John (AfD) wurde der Marktplatz von mehreren Seiten durch den Gegenprotest beschallt. Die Redner mussten sich in gefühlt jedem zweiten Satz auf „die da drüben“ beziehen, da der Gegenprotest selbst auf der rechten Kundgebung in gleicher Lautstärke wie die Reden zu vernehmen war. Während der Kundgebung wurde für eine weitere rechte Demonstration für den Abend des 25.02. in Templin geworben; der genaue Startpunkt solle noch bekanntgegeben werden. Nach einer Stunde verkündete der Organisator Lars Günther, dass man sich entschlossen habe aufgrund des Wetters doch keine Demonstration durchzuführen, sondern die Kundgebung nun aufzulösen. Dass dies nur die Hälfte der Wahrheit war, zeigt schon die Tatsache, dass zu diesem Zeitpunkt auf der Gegenkundgebung noch zahlreiche Menschen waren und auch noch eine gute Stunde später dort Bands spielten und unter freiem Himmel getanzt wurde. Ganz offensichtlich wollte man sich nach einer Stunde auf dem fast leeren Marktplatz nicht auch noch die Blöße geben, mit einer Demonstration quer durch die Stadt ausgebuht oder eventuell sogar blockiert zu werden. So machten sich die rechten Hetzer und ihre Gefolgschaft also in kleinen Grüppchen auf den Weg aus der Stadt heraus, was auf der Gegenkundgebung ausgiebig mit Punkrock gefeiert wurde.

Zuletzt dann noch Stress mit den Cops
Auf dem Weg zum Bahnhof kam es dann doch noch zu einigen Scharmützeln, in deren Verlauf ein Teilnehmer des Gegenprotests verletzt und zwei Antifaschist*innen kurzzeitig von der Polizei festgenommen wurden. Die Anzeigen, die sich die Cops vor Ort schamlos zusammenlogen, lauten “Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte”, “Körperverletzung” und “Vermummung”. Im Anschluss wurde den Neonazis von der Brandenburger Polizei der Heimweg und teilweise sogar die Bahngleise rücksichtslos freigeräumt. Der guten Stimmung auf Seiten der Eberswalder und Berliner Antifaschist*innen tat dies jedoch keinen Abbruch. Zusammenfassend lässt sich wohl feststellen, dass dieser Tag in Eberswalde mal wieder bewiesen hat, dass es egal ob in Kleinstädten oder Metropolen möglich ist, NeofaschistInnen erfolgreich zu verjagen. Obwohl die AfD in Eberswalde während der letzten Bundestagswahlen 20,5% der Stimmen erhielt, so gibt es vor Ort doch erheblichen Widerstand und Gegenprotest von Antifaschist*innen und Zivilgesellschaft. Wir werden auch in Zukunft zusammenstehen und den Rechten keine Stadt, keine Straße und keinen Raum überlassen!

Einen Bericht und Bilder zum Aufmarsch von „Heimatliebe Brandenburg“ findet ihr z.B. bei Presseservice Rathenow: https://presseservicern.wordpress.com/
www.flickr.com/photos/presseservice_rat…/