Kein Platz für AfD-Freunde auf dem Parkfriedhof Marzahn

von: Gegen jeden Heimatverein

Für den 08.08.2020 haben die Helle Panke und die Naturfreunde Berlin zu einer Tour über den Parkfriedhof Marzahn eingeladen. Thema ist „Zum 75. Jahrestag der Befreiung: Ein umstrittener Ort der Erinnerung“. Als Referent ist Wolfgang Brauer angekündigt. In Anbetracht der antifaschistischen Ausrichtung der Veranstaltung ist seine Wahl an diesem Ort gedenkpolitisch untragbar. In der Vergangenheit hat Brauer als Vorsitzender vom „Heimatverein Marzahn-Hellersdorf“ aktiv dazu beigetragen, dass die AfD die Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Verbrechen missbrauchen konnte und zuletzt sogar Überlebende von einem würdigen Gedenken ausgeschlossen wurden.

Brauer und das Gedenken mit der AfD

Hintergrund ist die Gedenkveranstaltung an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen, die der Bezirk Marzahn-Hellersdorf jedes Jahr um den 27.01. auf dem Parkfriedhof am Denkmal für die in Marzahn ermordeten Zwangsarbeiter*innen ausrichtet. Hier tritt der Heimatverein und damit Brauer seit Jahren als Mitveranstalter auf. Seit die AfD in die Bezirksverordnetenversammlung eingezogen ist, wird sie wie selbstverständlich zu der Veranstaltung eingeladen. Dabei handelt es sich gerade beim Marzahn-Hellersdorfer Bezirksverband um einen der rechtesten in ganz Berlin mit starker persönlicher Nähe zum inzwischen formell aufgelösten völkischen und ultra-nationalistischen „Flügel“. Die Einwände gegen die Teilnahme der neofaschistischen Partei wurden auch von Brauer über Jahre nicht ernst genommen. Dabei wäre es einfach die AfD, nicht als Partei sondern ihre einzelnen Mitglieder, aufgrund der Verbreitung menschenfeindlicher Ansichten von einer solchen Veranstaltung auszuschließen. Die Einführung so einer Ausschlussklausel fordern verschiedene antifaschistische Gruppen, u.a. der VVN-BdA, bereits seit Jahren.

Kein Gedenken für NS-Opfer

Stattdessen zog es auch Brauer vor, die Gedenkveranstaltung an die NS-Opfer lieber mit der AfD durchzuführen. Daraufhin kam es 2019 zu einem ersten eigenständigen antifaschistischen Gedenken, durch das die AfD von der Gedenkstele ferngehalten werden konnte. Anstatt sich über diese Intervention zu freuen, verlangte Brauer öffentlich eine Entschuldigung der Beteiligten und kippte so Wasser auf die Mühlen der AfD-Opfererzählung. Da die AfD auch 2020 zum Gedenken eingeladen wurde, eskalierte die Situation auf der Gedenkveranstaltung weiter. So wurde der Parkfriedhof großflächig von der Polizei abgesperrt und dabei teilweise Nachkommen von Überlebenden vom Gelände geschubst. Zugleich durfte fast eine halbe Stunde lang allein die AfD den Platz um die Gedenkstele betreten. Alle anderen Teilnehmenden des Gedenkens, darunter auch Brauer, mussten vor den Toren warten. Auch danach entschieden die Cops, wer zur Gedenkstele gehen darf und wer durch eine Polizeikette mit Hunden davon abzuhalten war. So wurden Nachkommen und Opfern des Nationalsozialismus der Weg zu einem würdigen Gedenken versperrt. Bekennende Antisemiten, wie das AfD-Mitglied Bernd Pachal, konnten jedoch ungehindert an der Stele stehen.

Die AfD im Heimatverein

Darüber hinaus weist auch der Heimatverein selbst eine erschreckende Nähe zur AfD auf. Zwar heißt es in der Vereinssatzung: „Ein aktives Vertreten von rassistischem, fremdenfeindlichem, chauvinistischem, nationalistischem und Gewalt verherrlichendem Gedankengut steht im Widerspruch zu den Zielen unserer Vereinsarbeit.“ Dennoch waren mindestens drei bekannte AfD’ler als Mitglieder im Heimatverein aktiv, darunter auch Gunnar Lindemann aus dem Abgeordnetenhaus. Vom Heimatverein und von dessen Vorsitzenden Brauer gab es nie eine Erklärung zu dieser nicht satzungskonformen Mitgliedschaft. Stattdessen werden Vertreter einer menschenverachtenden Politik normal in das Vereinsleben aufgenommen.

Keine Veranstaltung mit Wolfgang Brauer

Dementsprechend trägt Wolfgang Brauer persönlich und als langjähriger Vorsitzender des Heimatvereins Mitverantwortung an der Normalisierung neofaschistischer Politik im Bezirk. Er hat ihren Akteur*innen ohne Zwang umfangreiche Räume eröffnet. Dass diese Akzeptanz sogar soweit geht, dass er zum Schutz der AfD tatenlos dabei zusieht, wie Nachkommen und Opfer des Nationalsozialismus von einer Gedenkveranstaltung an die NS-Opfer ausgesperrt werden, ist erinnerungspolitisch unverzeihlich. Wolfgang Brauer hat aktiv beigetragen, Auseinandersetzungen um eine würdige Gedenkkultur auf dem Marzahner Parkfriedhof zu unterbinden. Unter diesen Umständen ist er als Referent der oben genannten Veranstaltung ungeeignet. Wir fordern die Veranstaltenden der Hellen Panke sowie die Naturfreunde Berlin auf, von dieser Abstand zu nehmen und sie mit einer geschichtspolitisch sensiblen Person an einem späteren Zeitpunkt durchzuführen. Sollte sich dennoch dafür entschieden werden, Wolfgang Brauer eine Bühne für seine geschichtsvergessene Selbstinszenierung als Opfer der „bösen Antifa“ zu geben, rufen wir alle Interessierten auf, am 08.08.2020 um 14Uhr zum Parkfriedhof Marzahn (Eingang Wiesenburger Weg) zu kommen. Lasst uns diese Veranstaltung antifaschistisch begleiten, um den Freund*innen des Neofaschismus den Raum zu nehmen!